Agrarpolitik mit Mischa Hofer: "Es ist eine Genugtuung, wenn Tiere stressfrei unsere Welt verlassen dürfen."
Mischa Hofer betreibt eine kleine Firma für Fleischhandel und eine Firma für Hoftötungen. Er setzt sich für ein würdevolles und stressfreies Ende ein und geht dafür eigene Wege.
26. März 2022 | Staffel 5, Folge 4
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Der Umgang mit dem Tier bei der Schlachtung ist in der Öffentlichkeit schlecht dokumentiert; zuweilen entsteht der Eindruck, die Gesellschaft wolle gar nicht so genau wissen, was hinter den Mauern passiert. Mischa Hofer geht explizit einen anderen Weg. Der Fleischhändler betreibt seit Dezember 2020 eine kleine Firma, die Hoftötungen anbietet. In der vierten Folge der fünften Staffel diskutiert er mit Andreas Wyss über das wohl emotionalste Thema der ganzen Tierhaltung: die Schlachtung.
ACHTUNG: Newsletter und Podcast thematisieren die Tötung von Tieren.
Unten finden Sie die wichtigsten Aussagen.

Mischa Hofer sagt, dass die letzte Meile, die Schlachtung im Schlachthof aufgrund fremder Personen, Gerüche und Geräuschen, dem Transport und dem ungewohnten Umfeld “für die Tiere potenziell Stress verursachen kann”. Bei der Hoftötung sei das nicht der Fall. “Dort sprechen wir in jedem Fall von einem stressfreien Tod. Das Tier darf im gewohnten Umfeld, mit den gewohnten Bezugspersonen am gewohnten Ort gehen. Und das kann unter Umständen einen grossen Unterschied machen”, sagt Mischa Hofer. Er arbeitet bewusst allein, will den Umgang mit den Beteiligten selbst führen und das Tier ins Zentrum stellen.
Bewusster Umgang mit dem letzten Schritt
Mischa Hofer befasst sich aus freien Stücken mit dem emotional schwierigsten Teil der Tierhaltung. Er ist Quereinsteiger und absolvierte eine Ausbildung, damit er Bolzenschuss und Entblutungsstich setzen darf. Ihm geht es nicht um das Töten, sondern um die Begleitung von Mensch und Tier. “Es ist auch eine Genugtuung zu sehen, dass ein Tier stressfrei unsere Welt verlassen darf”, sagt Hofer. Wenn er zu einem Auftrag fährt, versuche er zu spüren, wo das Tier aber auch der Landwirt emotional stünden. Denn für ihn “muss das drumherum stimmen.” Mischa Hofer ist dann nicht nur Hoftöter, sondern auch Psychologe. Ist der Betriebsleiter angespannt, so sieht es Hofer als seinen Job, “da etwas Tempo rauszunehmen". Er muss das machen, weil er von seinen Landwirten verlangt, Teil des Prozesses zu sein.
Weniger Stress ist besser für alle
Mischa Hofer hat kein Interesse an kontroversen Diskussionen. Ihn interessieren Lösungen. “Grundsätzlich bin ich der Auffassung, es braucht Nutztiere. Es gibt einen klaren Einsatzbereich. Und es lässt sich nicht wegdiskutieren: wir haben Menschen, die gerne Fleisch essen. Und dafür muss man Fleisch produzieren. Die Frage ist nur: wie?” Er kann damit Leben, wenn Metzger über seine Art der Tötung lächeln und stellt auch fest, “dass auf Seite der Landwirte*innen und aus Sicht der Metzgerschaft zum Teil verlernt wurde, zu verstehen wie Nutztiere funktionieren.” Eng getaktete Zeitpläne, die besonders dann zu Stress führen, wenn Mensch oder Tier sich nicht so verhalten, wie das geplant ist, können Stress verursachen. Und hier liegt das Potenzial der Hoftötung: “Ich nehme niemandem einen Job weg, die Tiere werden in meinem Fall einfach tot im Schlachthof angeliefert.”
Ausreichende gesetzliche Grundlagen mit (zu) engen Zeiträumen
Hoftötungen sind seit 2020 möglich. Für Mischa Hofer sind die gesetzlichen Rahmenbedingungen zwar optimierbar, “aber grundsätzlich haben wir eine gangbare Verordnung und gangbare Weisungen der Kantone, um Hoftötungen durchzuführen.” Derzeit werde diskutiert, ob der Zeitraum zwischen Bolzenschuss und Ausweiden verlängert werden soll. Im Moment räumen die Verordnungen 45 Minuten Zeit ein, um das Tier zu töten, zu verladen und in den Schlachthof zu transportieren. Wie Hofer sagt, wäre ein Zeitraum von 90 oder 120 Minuten problemlos möglich.
So viel für den Moment von uns. 🙏 Danke fürs Interesse und schönes Wochenende 👋.
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Agrarpolitik - der Podcast
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Im Agrarpolitik-Podcast beleuchten wir die Entwicklungen, zeigen Ansprüche und Handlungsachsen. Wir fragen nach - und hören zu und machen Agrarpolitik verständlicher, zugänglicher.
Wir sind: Sie, unsere Gäste, Andreas Wyss (Gespräche), Lisa Nagy (Social Media), Louisa Wyss (Webinare) und Hansjürg Jäger (Produktion).
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