Agrarpolitik mit Sara Stalder, Dominique Werner und Michael Beer: Warum der Umgang mit Grenzwerten so anspruchsvoll ist.
Im Mittelpunkt unseres Live-Podcasts stand die Frage, wie wir in der Schweiz mit chemischen Rückständen und Grenzwerten umgehen und dass kleine Werte keine Panik auslösen, aber verunsichern können.
15. November 2025 | Staffel 17, Folge 5
👋 Guten Morgen und herzlich willkommen zur nächsten Folge Agrarpolitik – der Podcast. 💫
Staffel 17 ist eine Koproduktion mit swiss-food.ch (Die Plattform im Bereich Landwirtschaft und Ernährung wird von Syngenta und Bayer getragen) und schliesst mit diesem Live-Podcast vom 5. November ab. Die heutige Folge ist deshalb eine mehrfache Premiere: der erste Live-Podcast, die erste Podiumsdiskussion mit drei Teilnehmenden, der erste Abschluss einer Zusammenarbeit.
Inhaltlich bleiben wir bei den Grenzwerten und unserem Umgang damit. Auf dem Podium diskutieren
Sara Stalder – Geschäftsleiterin der Stiftung für Konsumentenschutz
Dominique Werner – Experte für Chemikalienrecht bei Science Industries
Michael Beer – Stellvertretender Direktor des Bundesamts für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen (BLV)
wie die öffentliche Wahrnehmung, regulatorische Hürden und wissenschaftliche Erkenntnisse unseren Umgang mit chemischen Rückständen in der Landwirtschaft und in unseren Gewässern prägen.
Schön sind Sie da – wir wünschen viel Spass mit dieser Folge🤩

🚨Bevor es weitergeht, noch kurz zu Staffel 17
Das Gift und die Dosis.
Mit Grenzwerten soll die Gesellschaft vor zu starker Belastung mit giftigen Substanzen geschützt werden. Die Fortschritte in der Analytik machen es möglich, dass immer kleinere Dosen von Rückständen nachgewiesen werden können. Das Thema ist komplex und der Grat der ehrlichen Aufklärung zwischen Alarmismus und Verharmlosung schmal.
Der Agrarpolitik-Podcast und swiss-food.ch gehen der Sache auf den Grund und beleuchten im Herbst in einer fünfteiligen Reihe den Umgang mit Grenzwerten – sachlich, verständlich und praxisnah. 👉 Hier finden Sie mehr Informationen zur 17. Staffel und zum Live-Podcast.
So, und jetzt zurück zum Thema…
Moderator Andreas Wyss eröffnete den Abend mit einem aktuellen Beispiel: Im Genfersee wurden kürzlich leicht erhöhte Werte des Stoffs 1,2,4-Triazol gemessen. «Ab wann ist das gefährlich?», fragte Wyss in die Runde.
Risiken reduzieren und Ressourcen schützen
Wyss zufolge muss man bis zu 900 Liter Wasser trinken, um eine schädliche Dosis zu erreichen. Der Wert macht deutlich, wie gross die Sicherheitsmargen sind.
Michael Beer, stellvertretender Direktor des Bundesamts für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen (BLV), zufolge sind mögliche Bedenken legitim: «Die Gesellschaft muss entscheiden, wie stark sie ihr Trinkwasser schützen will und welche Risiken sie akzeptiert – und welche eben nicht.»
Transparente Kommunikation benennt Unsicherheit
Damit die Bevölkerung genau das könne, sei sie auf transparente Kommunikation angewiesen, findet Sara Stalder, Geschäftsleiterin der Stiftung für Konsumentenschutz. Sie relativiert jedoch die ganze Diskussion. In der Bevölkerung herrscht keineswegs Panik um Grenzwerte. «Viele Menschen wissen gar nicht, was Grenzwerte bedeuten», so Stalder. Viel schlimmer sei die Verunsicherung, welche die aktuell kursierenden Schlagzeilen um Grenzwerte auslöst: «Die Konsumentinnen und Konsumenten wissen nie, was sie jetzt glauben sollen. Es gibt Studien, die zeigen, dass irgendein Wert sehr schlecht für die Gesundheit ist – und dann gibt es wiederum Gegenstudien, die beweisen, dass es überhaupt nicht so ist.» Wichtig sei vor allem, dass die Konsumenten nicht in die Irre geführt werden. «In der Schweiz gehen viele davon aus, dass das, was sie essen und trinken, schön und gut ist.»
Niemand will Rückstände. Eigentlich.
Dominique Werner von scienceindustries erinnerte daran, dass auch die Industrie Teil der Gesellschaft ist: «Wir sind alle Konsumenten. Niemand will Rückstände.» Er warnte vor vorschnellen Reaktionen und politischen Schnellschüssen: «Verbote lösen selten Probleme – sie schaffen oft neue. Innovation entsteht nicht aus Verboten, sondern aus Verantwortung.»
Die Industrie, so Werner, habe grosses Interesse daran, Emissionen zu reduzieren und Lösungen zu finden. «Gefährliche Chemikalien werden nur eingesetzt, wenn es wirklich nötig ist. Auch wir wollen sauberes Wasser und sichere Produkte.»
Alle drei Gäste waren sich einig: Der Grat zwischen Schutz und Panik ist schmal. Moderne Analytik kann heute winzigste Spuren messen. Doch je kleiner die Werte, desto schwieriger die Kommunikation. «Wir müssen Unsicherheiten klar benennen», sagte Beer. «Das schafft Vertrauen.»
So viel im Moment von uns 🙏. Danke fürs Interesse und schöne Woche 👋.
Agrarpolitik – der Podcast
Agrarpolitik wird von vielen Menschen umgesetzt und gemacht: von Landwirtinnen und Landwirten, von Verbandsvertreterinnen und -vertretern, vom Bundesrat, von Parlamentarierinnen und Parlamentariern.
Im Agrarpolitik-Podcast beleuchten wir die Entwicklungen, zeigen Ansprüche und Handlungsachsen. Wir fragen nach – und hören zu und machen Agrarpolitik verständlicher, zugänglich und real(er).
Wir sind: Sie, unsere Gäste, Andreas Wyss (Gespräche), Martina Graf (Social Media), Edith Nüssli (Texte) und Hansjürg Jäger (Produktion).
p.s: Hier finden Sie alle bisherigen Podcast-Folgen von Agrarpolitik – der Podcast

